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„Man versteht die Psychoanalyse immer noch am besten, wenn man ihre Entstehung und Entwicklung verfolgt.“

(Sigmund Freud)

Die psychoanalytisch begründeten Verfahren

Beide Verfahren – die analytische Psychotherapie und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie – sind ätiologisch orientiert und werden auch als psychodynamische Verfahren bezeichnet. Beide sind wissenschaftlich anerkannte Verfahren, die aus der ambulanten wie der stationären Versorgung psychisch erkrankter Menschen nicht wegzudenken sind. Die Behandlung nicht nur psychisch, sondern auch psychosomatisch und somatisch erkrankter Patienten kann vom Einsatz dieser Verfahren wesentlich profitieren, da sie ein Denken in ganzheitlichen seelisch-leiblichen Zusammenhängen implizieren.

Sie basieren auf dem Verstehen und der Behandlung der unbewussten Psychodynamik von neurotischen Störungen oder Persönlichkeitsstörungen mit entsprechender psychischer, psychosomatischer oder somatischer Symptomatik.
Die Unterschiede in den Verfahrensweisen betreffen Fragen der Fokussierung und Begrenzung in der therapeutischen Zielsetzung und Intensität der Durcharbeitung.

Im Folgenden möchten wir Ihnen einige nähere Informationen zu Inhalten und Zielen geben:

Was versteht man unter analytischer Psychotherapie und tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie? Worin liegen die Unterschiede?
(Quelle: Kommentar Psychotherapierichtlinien, Faber-Haarstrick)

Analytische Psychotherapie ist eine Anwendungsform der Psychoanalyse auf die Krankenbehandlung im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung. Sie orientiert sich bei der Behandlung einer neurotischen Erkrankung oder Behinderung an dem Zweckmäßigen und Notwendigen, um die Beschwerden und Störungen zu lindern.
Analytische Psychotherapie erfordert die Einschätzung  und analytische Aufschlüsselung des verdrängten, also unbewussten neurotischen Konflikts, die Nutzung und Deutung des Übertragungs- und Gegenübertragungsgeschehens, die Deutung und verstehende Begleitung regressiver Prozesse, die analytische Bearbeitung von Widerstandsphänomenen und die veränderte Einflussnahme auf strukturelle Gegebenheiten des Patienten. Eine durch Selbsterfahrung gewonnene psychoanalytische Identität des Therapeuten muss ermöglichen, übertragungsneurotische Prozesse und Gegenübertragungsphänomene zu erkennen und sie zu deuten sowie den analytischen Widerstand des Patienten zu bearbeiten.

Bei der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie ist die therapeutische Regression eher eingeschränkt. Die Behandlung richtet sich eher an den relevanten aktuellen psychosozialen Konflikten und ihren dazugehörigen Lösungsmustern aus und macht die pathologischen Kompromissbildungen zum Gegenstand ihrer Arbeit. Die tiefenpsychologische Behandlungsform zentriert mehr auf das „Gegenwartsunbewusste“, während die analytische Psychotherapie  auch das „Vergangenheitsunbewusste“ mit einschließt.

Unsere Aus- und Weiterbildungsgänge entsprechen den qualitativen Anforderungen der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie (DGIP e.V.) und der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT e.V.).

Neben der psychoanalytischen Basiskompetenz finden die Individualpsychologie, die Objektbeziehungstheorien, die Selbstpsychologie und intersubjektive Perspektiven besondere Berücksichtigung. Vermittelt werden wissenschaftliche Erkenntnisse, Theorien und praxeologische Grundsätze und Prinzipien der psychoanalytisch begründeten Verfahren.
Inhaltliches Ziel ist es, die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu vermitteln, die erforderlich sind, um die Diagnostik, Therapie und Rehabilitation bei Menschen mit psychischen Störungen von Krankheitswert auf der Basis der erlernten Verfahren eigenständig und selbstverantwortlich durchführen zu können.
Die Absolventen sollen in der Lage sein, sowohl im präventiven, kurativen als auch rehabilitativen Bereich der psychischen Leiden, Störungen, Behinderungen und psychischen Beeinträchtigungen wissenschaftlich kompetent zu handeln. Sie sollen die Grenzen des Fachgebietes erkennen können und mit anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen eigenverantwortlich und kooperativ zusammen arbeiten können.

Das Institut unterstützt die Kandidat*innen in der Klärung der persönlichen und fachlichen Eignung. In zwei unabhängigen Gesprächen mit Lehranalytiker*innen, welche das Institut benennt, werden diese Fragen im Rahmen des Aufnahmeverfahrens erörtert.
Im Rahmen der Aus- und Weiterbildung bringen sich die Kandidat*innen mit ihrer gesamten Persönlichkeit ein, sie schulen sich differenziert in ihrem psychodynamischen Verständnis, sie entwickeln eine sensible und fachlich kompetente Selbstreflektion. Die Aus- bzw. Weiterbildung setzt eine hohe Motivation und die Bereitschaft zur intensiven Selbsterfahrung voraus.

 

Besonderheit der psychoanalytischen Ausbildung

In den letzten Jahren wurde vielfach in Publikationen erörtert, was denn eine psychoanalytische Aus- und Weiterbildung ausmachen sollte, welche Kompetenzen sie fördern müsste und in welcher Weise diese vermittelt werden könnten.
Wie schließen uns der Ansicht an, dass wir persönliche, Beziehungs- und Konzeptionskompetenz integriert vermitteln möchten. Nach Tuckett (2004, 2005)  sehen wir psychoanalytische/psychodynamische Kompetenz als integriert aus drei unterschiedlichen, aber miteinander verknüpften Befähigungen an: teilnehmendes Beobachten, Konzipieren und Intervenieren. Die Entwicklung dieser Befähigungen ermöglicht das Ausbildungsinstitut über die Trias von Selbsterfahrung, Theorie und Praxis.
Im Forschungsgutachten der DGPT zur Psychoanalytischen Aus- und Weiterbildung (2009) wird ausgeführt: „Die durch Erfahrung in der Lehranalyse und in den supervidierten Behandlungen entstandenen Fragestellungen fördern in ganz eigener Weise die Fähigkeit und die Motivation zur Aneignung von Theoriekonzepten und zur differenzierten klinischen Erarbeitung der psychoanalytischen Krankheitslehre. Insofern ist gerade der Theorieerwerb an die Vernetzung zwischen begleitender Selbsterfahrung, Erkenntnis unbewusster Prozesse und klinischer Situation gebunden, ohne die die Begrifflichkeit der Psychoanalyse leer und unzugänglich bleibt. In den psychoanalytischen Mitgliederorganisationen arbeiten eine große Zahl klinisch erfahrener Lehrer zusammen, die die Pluralität der theoretischen Ansätze repräsentieren und daher wertvolle Anregungen aus unterschiedlichen klinischen Anwendungsformen der Psychoanalyse vermitteln und lehren können. Dieser besondere Gewinn psychoanalytischer Übersetzungsarbeit klinischen Wissens in Fragen des Settings, der Technik und Behandlungsplanung darf nicht unterschätzt werden, auch als Angebot von Vielfalt, das die Identitätsentwicklung der späteren Psychoanalytiker als Prozess fördern.“

Entsprechend streben wir im Kontext der Aus- und Weiterbildung die Entwicklung einer psychotherapeutisch-psychoanalytischen Identität an, die einerseits verwurzelt ist in den Traditionen des Instituts und jeweiligen Dachverbände, andererseits aber auch Individualität und Pluralität ermöglicht. Kandidat*innen wie Kolleg*innen sollen offen und neugierig bleiben können für neue Entwicklungen in unserem Gebiet als Profession und Wissenschaft.

 

Wir würden uns freuen, wenn wir Sie für unsere Aus- und Weiterbildungsgänge interessieren konnten.
Falls Sie sich nun eingehender informieren möchten, laden wir Sie herzlich zu unserer nächsten Informationsveranstaltung ein (s. Termine). Bitte melden Sie sich dazu über unser Sekretariat an. Sie können uns Ihr Interesse telefonisch, per E-Mail (info@aaid.org ) signalisieren.

 

Die Teilnahme an einer Informationsveranstaltung ist wichtige Voraussetzung im Falle einer Bewerbung. Das Aufnahmeverfahren wird Ihnen dort in jedem Fall eingehend erläutert.
Erste Informationen zum Bewerbungsverfahren finden Sie auch hier. Für alle Fragen, die auf der Informationsveranstaltung nicht zu klären sind, stehen Ihnen unsere Psychologische und Ärztliche Aus- und Weiterbildungsleitung gerne zur Verfügung.